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Idee! Spielberichte
#1
Der Thread für Erfahrungsberichte mit Idee!

Falls sich daraus Diskussionen ergeben, werde ich die Beiträge in einen eigenen Thread mit Tag [Spielbericht] auslagern.
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#2
Spielbericht: Idee! Promorunde Entangled Stars

Ich hab auf der Wolke Idee! in einem SciFi Setting geleitet. Das Entangled Stars Universum ist noch in der Entstehung. Wir befinden uns dabei im 24 Jhdt. Die Menschheit hat Sprungtriebwerke entwickelt ist aber gerade erst in der stelaren Nachbarschaft unterwegs. Ein paar Kolonien haben nach einem kurzen Konflikt die Unabhängigkeit erlangt. Der Erstkontakt mit Ausserirdischen fand noch nicht statt.

Die Spieler spielen die Crew einer Aufklärungsfregatte. Da sich so ein Schiff nicht mit 4 Mann fliegen lässt spielt jeder Spieler neben seinem Offizierscharakter noch seine Mannschaftsgrade. Die Offizierscharaktere werden nach den Idee! Regeln erstellt, für die 3-5 Zusatzcharaktere reicht Name + Job. Manche hatten noch nicht mal einen Namen Smile. Meine Mitspieler haben sich für die Rollen Captain, Engineer, Sicherheit und Medizin entschieden.
Der erste Offizier wurde vom SL gespielt, damit einer an Bord bleiben kann Smile.

Der Grundplot:
Die Crew empfängt ein automatisches Notsignal eines Frachters. Dort angekommen stellen sie fest dass ein Virus die Kontrolle des Schiffes übernommen hat.
Ein Teil der Crew hat sich scheinbar mit einer Rettungskapsel abgesetzt. Der Bordtechniker hat sich im Maschinenraum verschanzt.
Dabei infiziert sich auch die Technik der Spieler. Das Schiff hat Kampfrobotor für eine Kolonie geladen, die von dem Virus ebenfalls befallen werden und sich gegen die Besatzung wenden.

Während der Untersuchung beginnt das Schiff den Sprungantrieb zu laden. Die Spielercrew evakuiert. Den Sprung in einen unbekannten Sektor verhindert einer der Marines durch eine Handgranate im Maschinenraum, der Antrieb des Frachters überlädt und zerstört das Schiff.

Die Spielercrew entledigt sich aller infizierter Technik und kehrt zu ihrem Schiff zurück. Leider hat das Schiff den Virus über seine Radarteleskope ebenfalls ereilt.
Den Sprung kann die Besatzung noch verhindern. Sie fragt beim Kommando um weitere Anweisungen nach, dieses befiehlt Code 9, die Selbstzerstörung um eine weiteres Befallen einzudämmen und Erdtechnik nicht in fremde Hände gelangen zulassen.
Der Kapitän verweigert den Befehl und beschliesst dem Sprungsignal zu folgen,,,

Spielpraxis:
Mein bisheriges Hauptsystem Exalted habe ich seit ein paar Jahren schon auf Karten umgestellt, da mir die Würfelorgien zu lang wurden und mir beim cineastischen Rollenspiel im Wege sind. Interessiert es wirklich ob ich 20 oder 22 Level götttlichen Megasuperschaden mache? Meistens habe ich dazu das Everway Tarot-Deck hergenommen. Auch für andere Settings wie Wächter der Nacht hat dieses Deck gute Dienste geleistet. Allerdings ist Everway sehr stark auf Fantasywelten gefärbt, und damit für moderne Settings eher ungeignet. Einige Spielleiter in unserm Umfeld haben sich bereits Decks nach ähnlichem Umfeld für Settings wie Mage gebaut.
(Karten designen, ausdrucken, mit dem Cutter zuschneiden und in Deckprotektoren aus dem Tradingcard Bereich stecken).

Die Beta-Edition von Idee! bekam ich dann von Dani zu Weihnachten geschenkt, seit dem habe ich mein Stammdeck gefunden Smile
Zur Charakter/Plot Generierung lasse ich mich gerne durch 1-3 gezogene Karten inspiriren (welche Karte/Motiv...).

Das Spiel ist natürlich sehr regelarm. Wenn ein Konflikt oder eine Komplikation ansteht ziehen die Spieler meist von sich aus eine Karte und beschreiben die Situation. Everway verlangte damals noch, das der Spielleiter fehlgeschlagene Handlungen beschreibt, das die Spieler reiten meiner Erfahrung nach sich selber viel tiefer in die Sch***"e als es der Spielleiter wagen würde.

Ob der Charakter bei einer solchen Nadir-Situation tatsächlich stirbt sollte man dem Spieler überlassen. An der dritten Torwache von links fatal zu scheitern wäre dem Erlebnis wohl abträglich und frustrierend. Heldenhaft sich beim "Endgegner" zu opfern hätte viel Pathos und ist ein würdiger Abschluss für ein Heldenleben. (Passende Hintergrundmusik nicht vergessen Smile

Gruß
Florian
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#3
Spielbericht: Idee! Promorunde Entangled Stars (Spielerin)

Ich habe auf der Wolke in dieser Runde mitspielen dürfen.
Es war meine zweite Idee! Runde und mir hat das System auch im Weltall sehr gut gefallen!
Die Charaktererschaffung geht schnell und aufgrund der Anregungen der Karten hatte ich auch sofort ein gutes Bild von meinem (haupt) Charakter (offen für andersartiges Leben, jedoch gnadenlos und risikofreudig).
Da mein Charakter Leiterin der medizinischen Abteilung war und das Raumschiff relativ klein habe ich auch meinen 3 Mitarbeitern eine Karte gezogen und mir zu ihnen eine Eigenschaft ausgedacht.
Vom Spielverlauf war alles sehr flüssig, Alles wurde "in time" geklärt. Hierzu sind die Karten natürlich auch von Vorteil, weil man nicht mehr irgendwelche Würfelergebnisse in Ereignisse umwandeln muss, sondern eine "Idee" für den weiteren Spielverlauf zieht.
Insgesamt finde ich die Idee! besser als ein Würfelbasiertes Rollenspiel! Sie ist für jedes Genre passend und bezieht die Spieler schön in Storryentwicklungen mit ein.
Ein bisschen Spielfreude und Kreativität müssen die Mitspieler allerdings mitbringen, damit das Gesamtkonzept funktioniert.
Lg
nina*
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#4
Was Du zur Charaktererschaffung erzählst, ist auch so etwas, was ich an den Karten super finde. Die zufällige Kombination von Charaktereigenschaften führt zu ganz neuen Konzepten, auf die ich von selbst nie kommen würde. Wenn jemand also gerne vorgegebene Charaktere spielt, weil er was Neues ausprobieren möchte, ist er mit der Idee!-Charaktererschaffung gut bedient.
Bemalte Minis 2013: 39 • 2014: 23 • 2015: 58 • 2016: 44 • 2017: 104 • 2018: 5 • 2019: 122 • 2020: 140 • 2021: 52 • 2022: 231 • 2023: 49...
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#5
Ein Beircht von der Gangsta-Fantasy-Runde mit Idee!, die ich auf der Wintermühle geleitet habe.

Der Ansatz war, dass sich die Spieler mit Hilfe der Karten erst eine Stadt erschaffen (Idee von Markus) und dann als Charaktere den Gangsta-Boss in einem Stadtteil ihrer Wahl. Die Herzogin der Stadt selbst (NSC) ist ziemlich schwach, und wenn die gesamte Stadt in Schwierigkeiten kommt, muss sie die Gangstabosse um Hilfe bitten.

Es wurde eine klasse Runde. Vom Spielgefühl her war es eher Primetime Adventures als eine klassische Rollenspielrunde; wir verbrachten viel Zeit mit gemeinsamen Story- und Hintergrund-Spinnen, was aber allen großen Spaß gemacht hat.

Da wir mit der Astro-Edition gespielt haben, zeigen die Idee!-Karten ja Sternbilder. Wir zogen erst ein paar Karten, bis eine dabei war, deren Sterne und Linien einen guten Stadtplan ergaben - der Hase, ein Sternbild mit acht Sternen, die sehr gut zu einer Stadt am Fluss passte, da es zwischen zwei Viererketten (linkes und rechtes Ufer) nur eine Querverbindung gab (die Brücke). Auf der einen Seite mündete der Fluss ins Meer, da war der Hafen.

Diese Karte wurde in die Mitte gelegt. Bei vier Spielern gab es jetzt zwei Runden, wo jeweils einer eine Karte zog und diese als einen Stadtteil interpretierte. Aus dem "Krebs - wehrhaft" wurde z.B. die Bastion oben auf den Klippen, aus dem "Löwe" der Stadtteil mit der Stadtwache und dem Löwentor, und der "Wolf - gemeinsam" gab einen Stadtteil, der gut zusammenhielt und eine verschworene Gemeinschaft bildete.

Alexxa hat ein Bild von Nocibur gemalt:
   

Danach suchten sich die Spieler dann jeweils einen Stadtteil aus. Für die Charaktererschaffung verwendete ich eine abgewandelte Form der One Roll Engine von Reign (ja, da haben wir tatsächlich gewürfelt), ist hier näher beschrieben.

Das ergab sehr vielschichtige Charaktere, die dann noch mit der Frage "wie bist du Gangsta-Boss deines Stadtteils geworden?" mit ihrer Geschichte auf die Stadt passend gemacht wurden. Dabei kamen noch einige Ideen für die jeweiligen Stadtteile dazu.

So wurde z.B. aus der verschworenen Gemeinschaft die sog. "Halbstadt". Hier lebt ein Volk im Exil - die Demianer. Denn ihr "Boss" war ein Adliger aus der früheren Herrschaftsfamilie, die von einem Tyrannen ausgelöscht bzw. ins Exil geschickt wurde. Er erlebte zahlreiche Abenteuer, bis ihn seine Reisen zurück in die Heimat brachten, wo er mit den dort unterdrückten Leuten - vor allem den Nicht- und Halbmenschen, den Trollen und Gnomen, die Rebellion anführte. Sie waren sogar erfolgreich und besiegten den Tyrannen. Im letzten Moment zerstörte dieser das Land jedoch mit einer magischen Massenvernichtungswaffe, und die letzten Überlebenden konnten ihren Sieg nicht feiern. Sie gingen gemeinsam ins Exil, nach Nocibur, wo sie darauf warten, dass Demiana sich von dem magischen Fallout erholt hat uns sie in ihre Heimat zurückkehren können.

Auch die anderen Stadtteile bekamen nochmal richtig spannende Geschichten, verwoben mit den Bossen.

So richig Gangsta-mäßig wurden die Bosse zwar nicht - aber sie alle haben in ihrem Stadtteil die Fäden in der Hand und konnten auf dessen Ressourcen zurückgreifen. Das war dann wichtig für das eigentliche Abenteuer. So war der Boss im Stadtviertel "Löwentor" nicht etwa der Chef der Stadtwache, sondern der Verleger der Zeitung von Nocibur, der aber intime Details über den Chef der Stadtwache und die Herzogin kannte und deswegen viele Gefallen gut.

Letztendlich bestand das Abenteuer nur aus einer großen Bedrohung - ein Heer und eine Schiffsarmada, die die Stadt von zwei Seiten angriffen; Grund war ein enttäuschter Prinz, der die Herzogin hätte heiraten wollen, aber sie hatte ihm einen Korb gegeben.

Nach ein paar gespielten Szenen, wo die Herzogin die Bosse zu sich einlädt und ihnen die verzwickte Lage erklärt - und den Bossen klar ist, dass sie einen Prinz in ihrer Stadt nicht haben wollen - wurde eine ganze Weile geplant, was man alles unternehmen kann.

Als SL habe ich einfach eine lange Liste aufgeschrieben, was die Spieler so vorhaben (Kette über den Hafen, damit die Schiffe dort nicht abhauen sondern helfen, die Stadt zu verteidigen; Vorauskommando der Demianer, um das anrückende Heer mit Guerilla-Taktik zu schwächen; usw)). Als die dann komplett war, haben wir für jede Maßnahme eine Karte gezogen, wie das ausgeht, und quasi gemeinsam so die Geschichte vom Angriff und der heldenhaften Verteidigung der Stadt erzählt.

Wurde sehr dramatisch; die Demianer haben sich z.B. entschlossen, ihrer Wahlheimat zu helfen und haben dafür heftig eins auf die Mütze bekommen; ihr Stadtteil wurde auch am übelsten von den Feuerkatapulten getroffen. Der Zeitungsboss hat zwar hinterher versucht, das zumindest über passende Heldengeschichten in der Zeitung für einen guten Ruf für die Demianer zu nutzen; aber selbst das prallte an der übrigen Stadtbevölkerung ab.
Aber das Heer und die Armada wurden zurückgeschlagen, und es gab sogar für die Herzogin und den Chef der Stadtwache ein Happy End.


Die Stadt selbst ist mir ziemlich ans Herz gewachsen. Sie wird sicherlich noch in dem einen oder anderen Abenteuer als Spielort auftauchen.

Vielen Dank an die Spieler, die sich auf das Experiment eingelassen haben - es ist immer wieder großartig, wieviele Kreatitivität eine Gruppe mit ein paar Idee!-Karten entwickeln kann!

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Nachtrag: jemand fragte in drsrm, wie das mit der Welterschaffung funktioniert hätte - hier die Antwort:

Die Spielwelterschaffung war verteilt; bevor wir mit der Stadt anfingen, stellte ich der Gruppe drei Fragen:
  • High Fantasy (mit vielen nicht-menschlichen Rassen) oder Low Fantasy (Mittelalter mit ein bisschen Magie)?
  • Ist Magie selten (nur wenige Magier und Artefakte) oder alltäglich (im Prinzip kann jeder auf die Uni gehen und Magie lernen, im Alltag werden magische Artefakte wie Technik genutzt)
  • Ist Magie religiös oder weltlich?

Das reichte für das grobe Setting - einfach, weil so viele Leute schon Fantasy-Material kennen. Würde man etwas exotisches machen, müsste man sich da schon genauer einigen. Grundsätzlich helfen bei solchen Ad Hoc-Runden natürlich bekannte Settings.

Das zweite Mal gab es Spielwelterschaffung bei der Charaktererschaffung - für ihre Vorgeschichten brauchten die Spieler natürlich etwas Welt, wo die Charaktere herkommen.

Und das dritte Mal war ich dann dran, als die Spieler im Abenteuer Fragen zu dem Heer stellten (wer greift uns an? warum?)

Da entstanden dann die anderen Länder und die grobe politische Situation.
If you want to get something done, give it to a busy person.
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#6
... erreichte mich folgender Spielbericht, der mich sehr gefreut hat, und den ich mit Erlaubnis der Autoren hier veröffentliche. Besonders cool finde ich, dass in der Gruppe offensichtlich eines der Hauptziele von idee! - einen leichten Einstieg ins Rollenspiel zu ermöglichen - voll erreicht wurde. 1000 Dank für's Teilen!

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Da wir uns so gut über Ihre Kartenrollenspiele unterhalten haben und ich mir dachte das sie sich sicherlich sehr freuen wenn ich Ihnen schreibe und mein Feedback gebe mach ich das doch einfach mal. Vielleicht erinnern Sie sich ja noch an mich. Sie haben mir einen Ihrer tollen Bleistifte geschenkt.

Das Spiel und natürlich der Bleistift kamen noch am selben Abend zum Einsatz. Ausnahmsweise habe ich die Rolle des SL übernommen und mit meinen Freunden einige lustige Spielstunden verbracht. Ich muss sagen mit den Karten ist es sehr einfach und auch spannend eine wunderschöne Spielwelt zu erschaffen in die sich jeder hineinversetzen kann. Erst gestern haben wir das Spiel mit der Beta zu Das Schwarze Auge 5 verbunden um eine neue Story zu entwickeln.

Unsere Gruppe besteht aus einer Krieger Elfin (mir) , einem Jäger Halbelf, einer Menschlichen Gauklerin, einem Menschlichen Gardisten und einem
Magier Halb elf. Den Spielleiter übernimmt meist mein Freund da er daran unglaublich viel Spaß hat. Meistens benutzt er die Hollywood Variante Ihrer Karten um uns ein tolles neues Abenteuer zu erschaffen.

Selbst für Leute die sich darunter kaum etwas vorstellen können ist es eine Leichtigkeit im Spielgeschehen mitzuwirken, da sie, falls sie nicht weiter wissen ebenfalls die Karten nutzen können. Uns macht es also sehr viel Spaß zu spielen und hiermit möchten wir Ihnen dafür danken das Sie uns das ermöglicht haben !

Vielen vielen dank und weiter so liebe Daniela !

Liebe Grüße Kathi , Mike und natürlich der Rest unserer Gruppe
If you want to get something done, give it to a busy person.
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#7
Eine Freundin und ich haben IDEE! im Chat für eine kurze Oneshot-Geschichte benutzt und es hat uns viel Spaß gemacht! Ich möchte das Spiel auch zukünftig mal in Person oder per Hangout spielen, wird bestimmt lustig.


Oneshot-Geschichten: Erinnerung an einen Tag am Meer …

„Ich wunderte mich, dass ich einen Delfin sah, die doch schon seit mehr als 200 Jahren als ausgestorben galten. Fast glaubte ich, ich müsse träumen.“

Der Delfin - naiv

Thorsten: Ich lag im Netz vorn im Segelboot, der sternenklare Nachthimmel glitzerte über mir, als mich von unten überraschend Wasser am Rücken traf. Ich drehte mich im Netz um und bemerkte einen Delfin, der direkt unter mir schwamm.

Das Kreuz des Südens - wegweisend

Terry: Ich wunderte mich, dass ich einen Delfin sah, die doch schon seit mehr als 200 Jahren als ausgestorben galten. Fast glaubte ich, ich müsse träumen. Ich kniff mir fest in die Wange und es tat tierisch weh, also war ich wach. Ich kletterte aus dem Netz und suchte nach der Seekarte, mit der ich navigierte, oder es zumindest versuchte. Doch leider schien der Kompass nicht zu funktionieren, denn er drehte sich wild herum, ruckte mal hier und da hin, bis er plötzlich anhielt.

Die Fische - misstrauisch

Thorsten: Hier einen Delfin zu treffen, machte mich wirklich misstrauisch, und auch der verrückt spielende Kompass machte es nicht besser. Ich versuchte also, mich an den Sternen zu orientieren, was mir auch ganz gut gelang. In diesem Bereich des Meeres sollte es nun wirklich keine Meeresbewohner mehr geben, nachdem sie von der Großen Seuche ausgerottet worden waren. Was war hier los?

Der Schwan - traurig

Terry: Ich blickte zweifelnd auf das tiefrote Wasser, das unter dem Bug meines Schiffs sanfte Wellen schlug. Ein Schluck davon konnte tödlich sein, für einen Menschen zumindest. Nicht für mich natürlich. Aber der Gedanke an Fische und Menschen machte mich traurig. Wie lange war es her, dass ich zuletzt jemanden gesehen hatte, dessen Gesicht nur zwei Augen hatte?

Die Taube - bedroht

Thorsten: Und seit wenigen Monaten begann das Sterben auch die Tauben zu betreffen, es gab nach offizieller Auskunft nur noch wenige Tausend auf dem ganzen Planeten. Zunächst hatte es gut ausgesehen mit der Ansiedlung, wie mit so vielen anderen Arten. Inzwischen kann das Projekt aber als gescheitert angesehen werden. Was würden sie mit Alpha-Sigma-7 machen, sobald es kein Leben mehr hier gab?

Der Schild - schützend

Terry: Das Ganze war natürlich von Anfang an eine verdammte Schnappsidee gewesen. Eine zweite Kolonie auf einem so entlegenen Planeten zu gründen, passte zu dieser verrückten Regierung. Und zu Anfang hatte es sogar gut ausgesehen. Die Luftfilter funktionierten, die Nanobots arbeiteten, Mikroorganismen vermehrten sich innerhalb der gesetzten Parameter. Und dann, plötzlich und ohne ersichtlichen Grund, versagte der Strahlenschutz der künstlichen Atmosphäre. Wenn das Generationenschiff hier ankam, hatten wir Wächter ein echtes Problem.

Der Löwe - herrschend

Thorsten: Der Captain des Schiffes würde uns Wächter dafür verantwortlich machen. Aber was konnten wir denn tun, die wir die Technik, die wir verwendeten, kaum verstanden? Natürlich war es eine Schnappsidee gewesen, aber der Bevölkerungsdruck zu Hause war unvorstellbar groß. Es hatte kaum eine andere Wahl gegeben, als es woanders neu zu versuchen. Dass wir nun vor einer Katastrophe standen, war uns allen klar. Warum blieb ich dennoch so ruhig?

Orion - geduldig

Terry: Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Menschen sterben würden, wenn sie hier blieben. Sie mussten weiterziehen, einen anderen Planeten finden. Vielleicht konnten sie irgendwo Asyl beantragen und eine kleine, geduldete Kolonie gründen. Oder einen anderen Planeten erobern. Als sie noch auf der Erde lebten, waren die Menschen ja große Eroberer gewesen. Oder sie blieben hier und starben einfach. Zuhause auf dem Mars gab's ja noch genügend von ihnen. Nun, mir sollte es gleichgültig sein. Meine Programmierung war nicht auf Mitleid ausgelegt. Das Funkgerät knackte und ich hörte eine verzerrte Stimme in meinem Kopf: „Alpha-Sigma-7 bitte melden. Hier spricht der Captain der Orion. Wir kommen heim.“

Der Fuchs - gejagt

Thorsten: Ich änderte kurzentschlossen die Konfiguration meines Gefährtes in die des Raumgleiters und setzte mich vor die Bedienungskontrollen. Ich musste dem Schiff entgegenfliegen, um den Captain der Orion von der kritischen Situation in Kenntnis zu setzen. Bislang hatte der KI-Rat von A-S-7 es für sich behalten, man wollte die Hoffnung wohl bis zuletzt nicht aufgeben. „Captain der Orion, hier spricht Wächer 7X. Bitte schwenken Sie in einen Standardorbit ein. Ich wiederhole: Schwenken Sie in einen Standardorbit ein, ich muss eine wichtige Mitteilung machen.“ Auf einer gleißend blauen Plasmaspur schoss das kleine Raumschiff in den Nachthimmel.

Der Phoenix - zerstört

Terry: Ich war noch nicht weit gekommen, als sich eine honigsüße Stimme sanft in meinem Bewusstsein meldete: „Wächter 7X, kehren sie augenblicklich zur Groundcontrol zurück.“ Es war wie der Ruf einer Sirene. Ohne dass ich es wollte, begannen sich meine Hände zu bewegen und das Schiff wieder nach unten zu steuern. Das hatten sie schon öfter mit uns gemacht, und ich hasste es. Niemand entkam dem Rat. Sie würden mich zwingen zu landen und dann reprogrammieren. Auch das kannte ich schon. Eine eigensinnige Aktion endete mit dem Tod, denn der neue Geist in meinem Körper wäre nicht mehr ich sondern ein anderes Ich. Doch dieses Mal hatte ich ein Ass im Ärmel.

Der Widder - riskant

Thorsten: Unbekannt vom Rat, hatte eine kleine Gruppe Wächter begonnen, die Sicherheitsprotokolle zu unterwandern, um die aufkeimende Rebellion gegen die „Maschinengötter“ zu unterstützen. Es war riskant, sehr riskant sogar, denn was gibt es Schlimmeres für einen freien Geist, als seiner Freiheit beraubt zu werden? Als ein Schiff der Bergklasse hatte ich nicht vor, mich länger vom Rat versklaven zu lassen, also gab ich den Avatar im Raumgleiter frei und überließ ihn seinem Schicksal. Sollte der Rat ruhig glauben, dass sie die Wächterdrohne unter Kontrolle hatten ... Sie hatten ja keine Ahnung, wer in Wirklichkeit hinter den Plänen steckte ...

Der Schütze - wagemutig

Terry: Es war riskant, sich jetzt zu offenbaren, doch die Zeit des Aufstands schien gekommen. Ich hielt weiter auf die Orion zu und sendete auf einer verschlüsselten Sequenz den Angriffsbefehl an die anderen.

Der Adler - präzise

Thorsten: Die kleine Flotte an Schiffen verschiedener Klassen tauchte aus der Korona der Systemsonne auf, in der sie sich versteckt gehalten hatte. Jetzt kam es darauf an, schnell und präzise zu handeln. Wir durften uns keinen Fehler erlauben.

Der Rabe - klug

Terry: Der KI-Rat hatte natürlich immer noch etliche Wächter in seiner Gewalt, die er nun aktivierte. Ein Feurwerk aus blauen Lichtern schoss uns entgegen und erhob sich wie eine Wasserfontäne gen Himmel. Unsere Simulation hatte ergeben, dass bei idealem Zeitpunkt des Aufstandes fünf von uns den Kampf überleben würden, Eine Neuberechnung ergab, dass nur einer überleben würde, doch dieser wäre zu schwer beschädigt, um zu fliegen oder sich selbst zu reparieren. Wir brauchten einen klugen Einfall.

Der Krebs - gefangen

Thorsten: Ich würde mit Freude dafür sterben, wenn ich dem Aufstand damit zum Sieg verhelfen könnte. Ich überprüfte nochmals die Berechnungen und war mir dann sicher: Ich würde es riskieren. Ich initiierte zur Ablenkung ein Kreuzfeuer aus allen Rohren und schickte dann meinen letzten Avatar in die gerade noch geöffnete Singularität, die ihn mitten in den Komplex des Rates schicken würde. So etwas war bislang nur ein Mal erfolgreich durchgeführt worden und seitdem nicht wieder.

Der Steinbock - stur

Terry: Vor langer langer Zeit gab es eine winzig kleine Sicherheitslücke im System, die ein findiger Avatar durchdrungen hatte, um den KI-Rat beinahe ganz auszulöschen. Doch nach einem gefühlt ewig andauernden Kampf von 0.067821 Sekunden wurde er vom Cybermind überwältigt, sein Wille gebrochen und vollkommen defragmentiert. Die Lücke im System wurde daraufhin geschlossen.

Ich fragte mich, ob Sturheit genügen würde, um gegen die Sicherheitssysteme des bereits alarmierten Rates anzukommen.

Der Hase - erstarrt

Thorsten: Ich wünschte meinem Avatar viel Glück und erstarrte für den Bruchteil einer Mikrosekunde, als ich den unausweichlich näherkommenden Geschossen gewahr wurde. Alles Gute, von dir hängt jetzt alles ab …

Die Jagdhunde - laut

Terry: Der Avatar schoss wie ein Geist durch das Nichts, eine Wolke aus Photonen und Neutronen. Ich fühlte, wie sich unser Bewusstsein trennte und eine beißende Leere in mir zurückblieb. Die Blackbox würde noch ganze drei Sekunden aufzeichnen, bevor unsere Verbindung erstarb, und mit ihr der Avatar. Drei Sekunden, in denen sich das Schicksal der Orion entscheiden würde. Der Einschlag der Geschosse wurde von meinen Außensensoren als kreischender Alarm bestätigt, doch ich brach die Audiowiedergabe ab. Es war zu spät. Während der Innendruck meine Hülle zerfetzte, schloss ich sämtliche Subroutinen. Ich brauchte noch Energie für drei Sekunden, wertvolle Zeit, in der ich beobachten konnte. Ich beendete meinen Funk, Audio und Beleuchtung, brach Reparaturen ab und schaltete sämtliche Sensoren aus. Nur die Blackbox lief noch, und eine kleine Aufzeichnung, von einem Delfin, mitten im roten Wasser eines toten Planeten.

Herkules - getrieben

Thorsten: Der Avatar materialisierte innerhalb des Ratsheiligtums, dem inneren Nexus, und orientierte sich. Sofort verband er sich mit dem Hauptcomputer und sandte die verschlüsselte Sequenz durch das Interface. In dem Moment erwachte das Sicherheitssystem zu effizientem Leben und löschte den Märtyrer aus. Würde die synthetische Seuche, mit der der Avatar das System infiziert hatte, ihr Werk tun und die Gesellschaft von der heimlichen Diktatur der KIs befreien?

Der Pfeil - treffend

TerryBig Griner Avatar war fort, und mit ihm meine Verbindung zum Rat. Ich war alleine in der Dunkelheit und wartete auf das Erlöschen meiner Funktion. Weit fort von mir tobte eine Schlacht, das wusste ich, ohne es zu fühlen. Wächter gegen Wächter kämpften wir um das Wohl einer fremden Spezies. Vermutlich würden wir uns gegenseitig vollkommen auslöschen, bevor die Orion in Sensorenreichweite war. Ich hatte versagt und sie nicht mehr warnen können. Wenn sie hier ankamen, würden sie sich einem Trümmerfeld gegenübersehen, hoffentlich den Planeten scannen und weiterziehen. Nun lag alles an den Menschen.

Ich wäre ihnen gerne begegnet, jenen fremden Wesen aus einer fremden Welt. Hätte sie so gerne über den Mars befragt, den sie Heimat nannten, und über die KI, die sie als Wegbereiter voran geschickt hatten. Und ich hätte ihnen so gerne von uns erzählt, und von unserer Hochkultur.

Während die letzten Impulse des Schiffskörpers erstarben, erinnerte ich mich wieder. Wir waren bereits hier gewesen, lange bevor die KI ankam. Doch dann wurden wir zu Wächtern und vergaßen unsere Identität, dienten dem KI-Rat und begehrten eines Tages auf. Ich erinnerte mich an den Avatar, den ich damals durch die Singularität geschickt hatte, um den KI-Rat zu vernichten. Sie hatten ihn zerstört, doch zuvor hatte er mir noch ein Bild geschickt. Es hatte mich zuerst beunruhigt, doch dann hatte ich es vergessen, wie alles andere. Doch nun, da mein Körper, nein, mein Gefängnis, starb, erinnerte ich mich. Es war ein Pfeil gewesen, und er hatte in den Himmel gezeigt.
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#8
Wow, das ist ja 'ne ziemlich intensive Kurzgeschichte!
Cool, dass ihr das mit den Karten so hinbekommen habt.
Und danke auch, dass du das hier mit uns teilst.

Kannst du mal noch kurz beschreiben, wie das genau lief?
Habt ihr einfach abwechselnd Karten gezogen und tatsächlich jeder zu seiner Karte unabhängig die Story weitergeschrieben?
Wieviel Zeit habt ihr jeweils investiert? Hat das hin und her eher länger gedauert oder habt ihr das direkt zusammen runtergeschrieben?
Hattest du den Eindruck, dass dich die Karten beim Schreiben einengen oder haben sie dir eher geholfen einen Weg durch die Geschichte zu finden?
Was hast du dabei gefühlt, die Karten zu benutzen?
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#9
(30.03.2016, 00:49)Niceyard schrieb: Kannst du mal noch kurz beschreiben, wie das genau lief?
Habt ihr einfach abwechselnd Karten gezogen und tatsächlich jeder zu seiner Karte unabhängig die Story weitergeschrieben?
Die erste Karte war der Ausgangspunkt für den Beginn und jede weitere Karte hat dann als Inspiration für den nächsten Teil gedient. Die Karten hab ich für uns beide abwechselnd gezogen. Wir haben diesmal nur den Kartennamen und den entsprechenden Aspekt verwertet. Vielleicht fotografiere ich beim nächsten Mal die Karte und schicke sie rüber.

(30.03.2016, 00:49)Niceyard schrieb: Wieviel Zeit habt ihr jeweils investiert? Hat das hin und her eher länger
gedauert oder habt ihr das direkt zusammen runtergeschrieben?
Wir haben die Geschichte innerhalb weniger Stunden im Chat geschrieben. Ab und zu kam mal was dazwischen, aber mehr als zehn oder fünfzehn Minuten vergingen eigentlich nicht. Das Schreiben hat unterschiedlich lange gedauert.

(30.03.2016, 00:49)Niceyard schrieb: Hattest du den Eindruck, dass dich die Karten beim Schreiben einengen oder haben sie dir eher geholfen einen Weg durch die Geschichte zu finden?
Was hast du dabei gefühlt, die Karten zu benutzen?
Als früher "normal" sozialisierter Rollenspieler mit verregelten Systemen fand ich es zu Beginn etwas "einschüchternd", so viel Freiheit zu haben. Ich fand aber, dass es sich gelohnt hat, denn das Fehlen der Regeln hat uns inspiriert.

Ich fand die Karten nicht eingengend, das ist ja gerade das Tolle! Wenn man sich daran gewöhnt hat, dass alles kann, aber nichts muss, sind die Karten einfache Impulse, die man aufnehmen kann oder nicht.

Die Karten haben die Geschichte immer weniger gelenkt, glaube ich, je weiter sich die Geschichte herauskristallisierte. Wobei ich denke, dass Terry da noch etwas freier agiert hat als ich.

Es hat jedenfalls viel Spaß gemacht und ist bei uns weiterhin auf dem Radar. Wie IDEE! mit Charakteren funktioniert, probieren wir vielleicht auch mal aus.

Ich bin momentan eher an abgeschlossenen, kurzen Geschichten interessiert, deren Themen/Genre wechseln können (und sollen). Da passt IDEE! natürlich super!
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#10
Vielen Dank nochmal für die nähere Erläuterung. Das hört sich ziemlich gut an.

Ich glaube, mit den Idee!-Karten so eine Kurzgeschichte zu verfassen ist kein schlechter Einstieg, um damit warm zu werden.
Ich hab die ersten Spiele mit einer Runde am Tisch etwas stressig empfunden, weil man mehr unter Zeitdruck steht.
Beim Schreiben einer Geschichte kann man sich die Zeit nehmen, die man braucht oder will.

Wobei manche Leute unter Stress deutlich kreativer sind als ohne. Kommt wohl auch sehr darauf an, wie man gestrickt ist.
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